Sicherheit im Quartier: Eine gemeinsame Aufgabe von Städtebau, Quartiersmanagement und Prävention
Eine neue Perspektive für die Fachkräfte der Prävention, Gesundheitsförderung und des Quartiersmanagements.
Die Schaffung sicherer und gesunder Lebenswelten für Kinder und Jugendliche ist ein zentrales Anliegen von Prävention und Gesundheitsförderung. Gleichzeitig stehen Quartiersmanagement und Städtebauförderung vor der Herausforderung, den sozialen Zusammenhalt und die Lebensqualität in den Stadtteilen zu stärken. Eine engere Verzahnung dieser Handlungsfelder birgt erhebliche Synergiepotenziale, wie die jüngste Transferwerkstatt „Sicherheit im Quartier – Aspekte im Programm Sozialer Zusammenhalt“ des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) und des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) verdeutlichte (Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen & Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung, 2025). Communities That Care (CTC) bietet hierfür eine in der Praxis bewährte und rigoros evaluierte Arbeitsmethode.
Der integrierte Ansatz von Städtebauförderung und Quartiersmanagement
Das Programm „Sozialer Zusammenhalt“ (ehemals „Soziale Stadt“) zielt darauf ab, benachteiligte Quartiere aufzuwerten und die Lebensbedingungen der Bewohnerinnen und Bewohner zu verbessern. Ein zentrales Instrument ist dabei das Quartiersmanagement, das als Bindeglied zwischen Bewohnerschaft, Verwaltung und weiteren Akteuren vor Ort fungiert (Krummacher et al., 2003). Die Transferwerkstatt betonte die Bedeutung eines integrierten Ansatzes, der baulich-investive Maßnahmen mit sozialen und präventiven Angeboten verknüpft. Im Fokus stehen dabei die Stärkung von Nachbarschaften, die Förderung von Teilhabe und die Schaffung positiver Sozialräume.
Communities That Care: Eine datengestützte Strategie für das Quartier
An dieser Stelle setzt der Ansatz von Communities That Care (CTC) an. CTC ist ein wissenschaftlich fundiertes Verfahren, das Kommunen dabei unterstützt, Präventionsmaßnahmen auf der Grundlage lokaler Daten zu planen und umzusetzen. Durch die systematische Erfassung von Risiko- und Schutzfaktoren bei Kindern und Jugendlichen liefert CTC eine evidenzbasierte Grundlage für die passgenaue Gestaltung von Präventionsstrategien. Die „Evaluation des Modellprojekts ‚Communities That Care‘ in Niedersachsen“ zeigt, dass CTC zu einer verbesserten Zusammenarbeit der Akteure und einer stärkeren Orientierung an den tatsächlichen Bedarfen vor Ort führt (Schubert et al., 2013).
Synergien nutzen: Quartiersmanagement und CTC Hand in Hand
Die Verbindung von Quartiersmanagement und CTC-Prozess bietet vielfältige Chancen:
- Datengestützte Bedarfsanalyse: Die kleinräumigen Daten aus dem CTC-Survey können dem Quartiersmanagement helfen, Problemlagen und Ressourcen im Stadtteil differenziert zu erkennen und Handlungsschwerpunkte zu setzen.
- Partizipation und Aktivierung: Beide Ansätze legen großen Wert auf die Beteiligung der Bewohnerschaft. Während das Quartiersmanagement etablierte Strukturen der Bewohnerbeteiligung schafft, kann CTC durch die Einbindung von Jugendlichen und Eltern neue Zielgruppen für das Engagement im Quartier erschließen.
- Ressourcenbündelung: Die im Rahmen von CTC identifizierten Handlungsbedarfe können in die integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzepte (ISEK) des Programms „Sozialer Zusammenhalt“ einfließen. Dadurch wird eine gezielte und ressortübergreifende Finanzierung von präventiven Maßnahmen ermöglicht.
- Nachhaltige Verankerung: Das Quartiersmanagement kann dazu beitragen, die im CTC-Prozess entwickelten und erprobten Präventionsprogramme nachhaltig in den Regelstrukturen des Stadtteils zu verankern.
Fazit für die Praxis
Die Diskussionen im Rahmen der Transferwerkstatt „Sicherheit im Quartier“ unterstreichen die Notwendigkeit einer ressortübergreifenden Zusammenarbeit. Für Fachkräfte der Prävention und Gesundheitsförderung bedeutet dies, den Sozialraum und die Akteure der Stadtentwicklung und des Quartiersmanagements stärker in den Blick zu nehmen. Umgekehrt profitieren Quartiersmanagerinnen und -manager von der wissenschaftlichen Fundierung und der klaren Prozessstruktur von Communities That Care.
Die erfolgreiche Prävention von Risikoverhalten und die Förderung eines gesunden Aufwachsens sind keine alleinige Aufgabe der Sozial- oder Bildungsarbeit. Sie sind vielmehr eine Gemeinschaftsaufgabe, die von der Gestaltung des Wohnumfelds über die Schaffung von Begegnungsräumen bis hin zur Stärkung des sozialen Miteinanders reicht, wie das Beispiel des Kölner Sicherheitskonzept aufzeigt. Die Verknüpfung der strategischen Planung von CTC mit den operativen Möglichkeiten des Quartiersmanagements und den investiven Mitteln der Städtebauförderung ist ein vielversprechender Weg, um diesem integrativen Anspruch gerecht zu werden und die Lebensbedingungen der Menschen im Quartier nachhaltig zu verbessern.
Referenzen
Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen & Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung. (2025). Transferwerkstatt „Sicherheit im Quartier – Aspekte im Programm Sozialer Zusammenhalt“ am 9. April 2025. https://www.staedtebaufoerderung.info
Krummacher, M., Kulbach, R., Waltz, V., & Wohlfahrt, N. (2003). Soziale Stadt — Sozialraumentwicklung — Quartiersmanagement: Herausforderungen für Politik, Raumplanung und soziale Arbeit. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97581-2
Schubert, H., Veil, K., Spieckermann, H., & Abels, S. (2013). Evaluation des Modellprojekts „Communities That Care“ in Niedersachsen. Theoretische Grundlagen und empirische Befunde zur sozialräumlichen Prävention in Netzwerken. Verlag Sozial Raum Management.
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